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Baden, Württemberg, Hohenzollern

Kleine Gebietskunde

Baden-Württemberg
um 1789
(aus: Harms Atlas)
Baden-Württemberg
vor 1945
(Bearbeitung: hin-und-web)

Das Gebiet des heutigen Baden-Württemberg bestand bis Ende des 18. Jahrhunderts aus unzähligen Klein- und Kleinstterritorien – über 300 weltliche und geistliche Herrschaften, Ritterschaften etc. bildeten einen bunten Flickenteppich. Zu den größeren gehörten das Herzogtum Württemberg und die Markgrafschaft Baden. Es gab auch Splittergebiete, die nur ein oder wenige Dörfer umfassten. Unter Umständen war ein Dorf sogar unter mehreren Herrschaften geteilt.

Erst durch die „napoleonische Flurbereinigung“ Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden größerflächige Herrschaften (das Großherzogtum Baden und das Königreich Württemberg). Bis Mitte des 20. Jahrhunderts bestanden die Länder Baden, Württemberg und Hohenzollern.

Einwanderung

Nach dem 30-jährigen Krieg (1618 – 48) kamen viele Einwanderer aus der Schweiz und anderen Gebieten in den Südwesten, um die entvölkerten Landstriche wieder mit Leben zu füllen. Zum Teil wurden sie von den Landesherren angeworben. Auch Hugenotten und zum Teil Exulanten, beides Glaubensflüchtlinge, fanden hier im Laufe der Jahrzehnte eine neue Heimat.

Auswanderung

Die Bevölkerung im Land wuchs und im 18. Jahrhundert wurden Untertanen im Südwesten, unter anderem aus dem habsburgischen Herrschaftsbereich unter Maria Theresia, abgeworben, um die Gebiete im Osten zu besiedeln („Banater Schwaben“, „Donauschwaben“ etc.). Im 18. Jahrhundert gab es drei „große Schwabenzüge“, die zumeist ab Ulm über die Donau mit Flachwasserbooten (Wiener Zille, später auch Ordinariboote oder Ulmer Schachtel genannt) transportiert wurden. Zunächst waren es überwiegend katholische, dann aber auch vereinzelt protestantische Siedler, die angeworben wurden. Ein Großteil dieser Menschen ließ sich in Nordwest-Ungarn, im Banat und in der Batschka nieder. Von hier ausgehend fand teilweise eine Binnenwanderung zum Beispiel nach Slawonien oder Siebenbürgen statt. Aber auch nach Russland (unter Katharina der Großen) und nach Nordamerika emigrierten viele Menschen.

Die größten Auswanderungswellen fanden im 19. Jahrhundert statt, überwiegendes Ziel dieser Menschen war Nordamerika, während die Auswanderung nach Osten zum Erliegen kam. In geringerem Umfang (ca. 10 % der Auswanderer aus deutschem Gebiet) nahmen die Auswanderungswilligen den längeren und beschwerlicheren Weg nach Südamerika auf sich. Die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren weniger attraktiv als in Nordamerika. Wichtigstes Einwanderungsland für Deutsche war (Süd-)Brasilien: hier wanderten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert ca. 5. bis 10.000 Menschen pro Jahr ein. Weitere Einwanderungsziele waren Argentinien und in geringerem Umfang Chile. Die tropischen und subtropischen Länder Südamerikas spielen eine untergeordnete Rolle. Eine verstärkte Auswanderung nach Südamerika fand in den 1920er Jahren und dann zur Zeit des Dritten Reiches statt.

Waren im 18. Jahrhundert vor allem Familien und Familienverbände ausgewandert, so verließen im 19. Jahrhundert zunehmend auch Einzelpersonen die Heimat. Die Gründe, die die Menschen zwangen ihre Heimat zu verlassen, waren der wachsende Bevölkerungsdruck, Kriege, Hungersnöte, politische Verfolgungen und religiöse Diskriminierungen.

Die Einwohnerzahl in Südwest-Deutschland betrug um 1815 etwa 2,45 Millionen Menschen (davon 1,4 Mio. in Württemberg, knapp 1 Mio. in Baden und ca. 56.000 Menschen in Hohenzollern). Bis zum Jahre 1850 stieg die Bevölkerungszahl auf 3,2 Mio. Einwohner, wobei Baden ein stärkeres Wachstum verzeichnete als die anderen Landesteile. Für das Gebiet des heutigen Baden-Württemberg wurden im Jahr 1882 rund 3,6 Mio. und im Jahr 1907 knapp 4,5 Mio. Einwohner gezählt (zum Vergleich: heute beträgt die Bevölkerungszahl 11,3 Mio.).

Im 19. Jahrhundert wanderten nach offiziellen Quellen ca. 200.000 Menschen aus – wobei die tatsächliche Zahl auf bis zu 500.000 geschätzt wird: viele Menschen wanderten illegal aus. Alleine in den zehn Jahren um 1850 wanderten 130.000 Menschen aus Baden aus. Aus Deutschland wanderten zwischen den Jahren 1820 und 1890 rund 5 Millionen Menschen nach Amerika aus.

Die Auswanderung war mit einem hohen Risiko verbunden: die Auswanderer mussten Ihr Bürgerrecht und damit eine Rückkehrmöglichkeit aufgeben, die lange und beschwerliche Reise forderte immer wieder Opfer und oft wurden die Hoffnungen der Menschen durch mangelnde Informationen über die künftige Heimat zerstört.